Der Geruch von frischem Holz liegt in der Luft. Auf der Wiese vor dem Kurhaus ist ein riesiges weißes Zelt aufgebaut, daneben stapeln sich Äste verschiedenster Länge und Dicke. Sie stammen von unterschiedlichen Bäumen: vorwiegend Birken, Haseln und Holundern. Im Zelt herrscht konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Rhythmisches Klopfen ist zu Hören.
Am letzten Montag und Dienstag trafen die Schüler der Klasse 3a und 3b getrennt voneinander auf Grünholzmobil-Inhaber Michel Heuberger. In seinem Werkstattzelt schritten die Schüler zur Tat. Aus frischem weichem Grünholz fertigten sie nach einer Einführung in die sichere Handhabung der Werkzeuge zunächst ein kleines Werkstück an, an dem beispielsweise die Daumenschnitztechnik geübt wurde. Anschließend konnte jeder an seinem Projekt arbeiten. Beliebte Schnitzereien waren bei den Jungs Schwerter und Pfeile, aber auch Holunderpfeifen oder Kreisel waren oft zu sehen. Eine besondere Kreation war Oles Speer-Hammer-Multi-Tool oder Toms Kerzenständer.
Im Grünholzmobil lernten die Kinder den Umgang mit den verschiedenen Werkzeugen ganz leicht und nebenbei. Selbstgemachte Tafeln mit Zeichnungen erläuterten die unterschiedlichen Werkzeuge und ihren Einsatz und warnten vor Verletzungsgefahren. Riesige Handbohrer standen neben Schnitz- und Ziehmessern, Beilen und Spaltklingen sowie Schnitzäxten. Die Kinder hatten großen Spaß daran, all diese Gerätschaften genau zu erkunden und auszuprobieren. Besonders die Jungs hatten Freude daran, die Wippdrechslerei zu benutzen, die per Seilzug über ein Fußbrett angetrieben wurden. Während die Späne nur so flogen, setzen sie immer wieder das Schneidmesser an, um möglichst gleichmäßig Kerzenständer aus einem Holzstück herauszuarbeiten. Alle Schüler bekamen individuelle Unterstützung, denn Michel und seine Assistentin Helga erklärt immer wieder geduldig, wie es geht und halfen, wo dies erforderlich war. Jeder Schüler wurde sofort selbst zum Lehrer seiner neu erworbenen Fähigkeiten. Stolz zeigten sie Fortschritte den Klassenkameraden. Dabei waren alle konzentriert und gaben aufeinander acht. Die anfängliche Skepsis und der Respekt vor den scharfen Werkzeugen wichen schnell der Lust am kreativen Arbeiten und der Umsetzung eigener Ideen. Und vielleicht wurde dadurch auch der Wunsch geweckt, selbst einmal einen holzverarbeitenden Beruf zu erlernen. Viel zu schnell war der Schulvormittag vorüber. Ein Glück, dass zumindest am Montagnachmittag Michel sein Grünholzmobil als offene Werkstatt für alle Grundschüler erneut öffnete, bevor er am Dienstagnachmittag sein Zelt auf dem Dobel abbaute und zur nächsten Schule weiterfuhr.